Sonntag, 15. September 2013

Sonntagsthema: Öfters mal ne Auszeit!

Kennen Sie das noch selbst oder vom Hörensagen? Bis in die 1990er Jahre hinein war der stereotype Satz in deutschen Familien, wenn der Nachwuchs die Eltern mit unkonventionellem Verhalten oder unbotmäßigem Widerspruch nervte: "Leiste du erst mal was!" oder auch "So lange du deine Füße unter meinen Tisch ..!", was aufs Gleiche herauskam. Nämlich: Das Postulat, sich seine Position in der Gesellschaft und das Recht sich so zu benehmen wie man es selbst für angemessen hielt mit Leistung zu erkaufen. Das klang nach harter Arbeit, was es in der Regel dann auch war. Schuften als Existenzberechtigung? - Heute ist Leistung mit anderen Konnotationen verbunden: Leistung ist auch Lust, Ansporn, ein Vehikel, über das wir uns in gewissem Sinne auch definieren und Leistung erlaubt es (in der Regel) sich etwas leisten zu können. Wie viel? Der eine braucht mehr, der andere weniger. Nicht jeder hat Lust, sich ständig auf der Überholspur zu bewegen, sondern genießt es, auch mal auf den Standstreifen zu pausieren, bis er sich wieder in den fließenden Verkehr einfädelt. Eine Auszeit nehmen - das muss nicht zwingend ein offizielles Sabbatical sein, das ist ja auch schon wieder eine Art Leistung.

Die Alternative: Kleine Auszeiten. Sie helfen sich neu zu zentrieren und die Dinge in sich selbst ins Lot zu bringen. Öfters mal ne Auszeit und dafür auf die 3-Wochen-Kreuzfahrt oder den Abenteuerurlaub in den Rockys verzichten. Kleine Fluchten klären Kopf und Seele. Zum Beispiel in eine der vielen Ecken des Landes, an denen sich die Touristen nicht knubbeln. In der Rhön gibt es einen Landschaftspunkt, an dem Hessen, Bayern resp. Unterfranken und Thüringen zusammenstoßen. Da sind Schafe, grüne Weiden, rauschende Wälder, weite Blicke, sanfte Kuppen, die angeblich beste Luft Deutschlands und Bäckereien, die noch wissen wie man echten Sauerteig anrührt. Aus diesem backen sie dann 3 verschiedene Brote, eines pur, eines mit Kümmel und Anis, eines mit Walnüssen. Basta. Man genießt Regionales aus artgerechter Tierhaltung und ökologischem Anbau und Köstliches von den Weinbergen Mainfrankens, hält die Nase in den Wind und freut sich wenn über der Wasserkuppe Segelflieger ihre Bahnen ziehen. Langweilig? Ja, gewissermaßen. Lange Weile haben ist die beste Relax-Methode, die ich kenne.

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