Sonntag, 27. Juli 2014

Sonntagsthema: Heute schon gelacht?

Spaßgesellschaft oder spaßlose Wirtschaft?


Heute gibt's mal nur ein Streiflicht! Ein sehr geschätzter Freund aus felix Austria wies mich - sicherlich nicht ohne Grund - auf die Diskrepanz zwischen deutschem Humor (gibt es den überhaupt?) und der österreichischen Performance von Witz und Schmäh hin. 

Ich kam ein wenig in die Bredouille entweder mein Vater- resp. Mutterland verteidigen oder ihm recht geben zu müssen - und stellte mäßig erschüttert fest, dass ich mich selbst schon mal als Spaßbremse empfinde. Fehlt uns einfach das Spaß-Gen? Stellt "uns" (in simplifizierender Schlichtheit ausgedrückt) unser Nationalcharakter ein Bein? Oder leiden wir an einem nicht bewältigtem Verdrängungssymptom aus düsterer Vergangenheit? Haben wir einfach zu viele depressionsgeschwängerte Gedenktage, die uns in ein politisch korrektes Büßerhemd zwängen oder trauen wir uns einfach nicht, mal aus der viel beschworenen Korrektheit und Ordnungsliebe herauszufallen, indem wir die Contenance verlieren? Weil wir dann am Ende andere enttäuschen könnten und historisch gewachsene Klischees in Frage stellten? 

Fragen über Fragen, die mir der österreichische Freund sicherlich auch nicht beantworten kann. Aber bei aller Bereitschaft zur Introspektive - ich halte die vermeintliche "Humorlosigkeit der Deutschen"  doch für einen allzu bemühten Gemeinplatz - strafe mich dafür, wer will ;-)) 

Witz ist wenn man trotzdem lacht - 

und das gelingt mir persönlich am besten beim britischen Humor, der eben auch je ein Quentchen Distanz, Dezenz, Eleganz, Ironie, Skurrilität und subkutane Angriffslust hat, die ich wiederum am österreichischen vermisse. Jeder ist eben anders komisch! Darauf läuft's hinaus ..

Auch die deutsche Kleinstaaterei der Jahrtausende vor der Reichsgründung 1871 schimmert durch in der unterschiedlichen Neigung der Stämme zu Witz und Humor. Wie es dazu in Hannover  bestellt ist, dürfte sich deutlich unterscheiden zum eher exzessiven Rheinland oder der spitzfindigen Lust am Wortspiel in Sachsen. Komödienstadl oder Komödchen, Stachelschweine oder Lach-und-Schieß ? Willi Millowitsch, Ingrid Steeger, Heidi Kabel oder Ekel Alfred? Dieter Hildebrandt, Lore Lorentz, Hanns Dieter Hüsch oder Claus von Wagner? Um nur einige der Prototypen zu nennen. Reine Ansichtssache.

Nachlesen!

Das Magazin "Brand eins" hat sich eben diesem Thema im aktuellen Heft Nr. 8/2014 ausführlich und lustvoll gewidmet und fragt: "Ist Spaß ein Wirtschaftsfaktor?"Und sieht bei der Ausgrenzung des Humors in Wirtschaft und Politik eine lange Reihe von Vorbildern bis hin zu den Herrschern der Antike, die alles anders als "lustig" sein wollten und folgerichtig auch nicht waren. (Ein lustiger Tyrann? Schwer vorstellbar. Na ja, vielleicht in seiner Freizeit .. ) Humor in der Wirtschaft sei in den allermeisten Fällen sowieso eher unfreiwillig - und das lasse trotz allem hoffen ! 

Klasse Lektüre im Sommer! - Da es ein nicht-digitales Magazin ist, hilft nur, sich zum nächsten Zeitungskiosk zu begeben. Viel Spaaaaaaß, ihr notorischen Spaßbremsen!;-)


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