Freitag, 22. Januar 2016

Aufgespießt: Scheitern, versagen oder es einfach nur nicht wollen?

Wenn mir jemand auf die Frage "Was ist für Sie Glück?" antwortet: Liebe, Familie, Job, Freunde, Wohlstand, alles zusammen, so bin ich ein wenig ratlos. So austauschbar wie indifferent sind solche Aussagen. Das klingt nach einem Gentleman's Agreement mit dem Leben, einem beliebigen Lebensentwurf, der vermutlich kaum enttäuschen aber auch nicht zu Höhenflügen anregen kann.

Glücksempfinden kann eintreten, wenn wir es gerade geschafft haben, uns aus einer Krise aus der Talsohle wieder nach oben zu kämpfen, sich mit einem negativen Ereignis, einem Schicksalsschlag schlussendlich zu versöhnen. Wenn sich Negativerfahrungen als positiv erweisen oder wenn wir etwas geleistet haben, wozu wir und andere uns gar nicht imstande gehalten haben. Kleine Schritte - per aspera ad astra :-) Aber was genau führt uns zu gesetzten Zielen? 

Talent wird häufig überschätzt


Etwas für sich persönlich Großartiges zu erreichen bedeutet in der Regel harte Arbeit, Einsatz, Entbehrung und Anspannung - und das fällt umso weniger schwer je leidenschaftlicher man das was man im Fokus hat auch wirklich will. Fleiß ohne Talent kann zu einer passablen Leitung führen. Fleiß ohne dezidiertes Ziel (was etwas anderes ist als Nutzen) funktioniert nicht. Begabung ist schön, wird aber häufig überschätzt. Oft steckt hinter dem Etwas-Wollen kein spezieller Vorsatz, es ist eben da, wie die Luft zum Atmen und das Brot zur Suppe.

Doch die Frage ist doch "Welches Motiv treibt mich an? Was ist wesentlich für mich? Was bewegt mich wirklich? Was genau lässt meinen Puls rasen?"(Das hat tatsächlich eine ureigene Erotik) - die elementare Grundhaltung hinter dem konkreten Wunschziel. Will ich mit der Welt und Anderen verbinden? Will ich Andere in die Lage versetzen etwas Bemerkenswertes zu schaffen? Etwas Bleibendes hinterlassen? Ein Stückweit die Welt verändern oder gar besser machen? Macht über andere ausüben? Und beziehe ich daraus meine Befriedigung?

Es ist einfach, aber auch sehr kompliziert. Denn die grundsätzliche Triebfeder ist die Erkenntnis: "Das will ich wirklich haben! So will ich wirklich sein!" - So brennend, dass es die ganze Mühe, die auf dem Weg zum Ziel liegt, wert ist. 

Will man nicht wie Kind Mozart täglich 8 Stunden Klavier üben oder wie van Gogh 10 Stunden an der Staffelei stehen, sollte man sich nicht vornehmen, ein Wunderkind zu werden resp. eines zu sein. Das geht schief! Hinter dem Genie Picassos steckt eine harte Arbeitsleistung. Er wusste genau was er wollte. Salvadore Dali bekennt ohne Scham:"Was mich interessiert ist Geld." Er bekam es - Mr. Universum zu werden, kann ein erstrebenswertes Lebensziel sein, wird aber nicht funktionieren, wenn Mann nicht bereit ist, sich ohne Murren durch alle Schwierigkeiten hindurch zum Muskelpaket zu schinden.

Das Ziel bestimmt den Weg


Erst wenn ich mein emotionales Ziel kenne, kann ich den Weg definieren. Welche Emotionen sind damit verbunden, wenn ich mich mit einer Physiotherapie-Praxis selbstständig mache? Etwa das dringende Verlangen mit Menschen zu tun zu haben? Oder in der Industrie ein erfolgreicher Entwickler zu werden? Dinge vorantreiben, die für Zukunft sorgen? Als Berater Unternehmen dabei zu unterstützen, die Gegenwart zu meistern? In meiner Freizeit in einer Suppenküche Essen aus großen Töpfen in Teller zu schöpfen? Etwas an die Gesellschaft zurückgeben, was einem selbst gegeben wurde? Umwelt schützen und Zukunft gestalten?

In unserer Gesellschaft wird schnell von Scheitern oder Versagen gesprochen, wenn sich ein Lebensentwurf nicht erfüllt. Dabei liegt im Scheitern immer auch ein mutiger Anfang, ein Schritt in eine Richtung, die wenig kalkulierbare Risiken enthält. Das sollte immer gewürdigt werden! Beim Scheitern gibt es kein funktionelles Versagen. Vielmehr wird eklatant, dass man vermutlich vorab zu wenig intensiv geprüft hat, was und wohin man wirklich will. Zeichnet sich am Horizont ein ultimatives Sehnsuchts-Ziel ab, kann der Weg dorthin noch so dornig sein, um es nicht doch zu versuchen.

Zurück zu den emotionalen Anfängen


Alle kennen wir Geschichten von Top-Managern, die ohne sichtbaren äußeren Grund alles Bisherige aufgaben und auf einer Südseeinsel ihr Leben neu gestalteten, indem sie Kokosnüsse ernteten oder sich um die Instruktion von Einheimischen kümmerten. Und zu einem tiefen Glücksgefühl fanden, das sie in ihrer früheren Existenz nicht kannten. Schlichtweg, weil es einem inneren Bedürfnis entsprang. Man kann ein absoluter Faulpelz oder Dummkopf vor dem Herrn sein, aber wenn die Kunstfertigkeit Holz zu schnitzen das ist, worin man Erfüllung findet und keine Mühen auf dem Weg dorthin scheut, bleibt der Erfolg nicht aus. 

Herauszufinden, was man im tiefsten Herzen wirklich will, gehört zu den ultimativen Lebensaufgaben überhaupt. Wer kann schon behaupten, dass er diese bereits gelöst hat? Wären es mehr davon, gäbe es nicht so viele mürrische Mienen morgens in der U-Bahn oder Rempeleien abends in den Einkaufsstraßen.

Es sollte bereits in der Schule aufgespürt werden: "Wo will ich wirklich hin? Was treibt mich um? Was ist das emotionale Ziel meines Lebens?" Scheint mir wichtiger als Algebra, na ja, zumindest ebenso wichtig!

Was hat das alles mit meiner Tätigkeit als Textwerkerin zu tun?


Ich formuliere diese - zugegeben nicht neuen - Gedanken nicht mit belehrender Absicht - Didaktik liegt mir fern. Aber in meinem Metier als Wortwerkerin bin ich häufig in der Situation meine Auftraggeber zu fragen: "Was bedeutet es emotional für Sie, das zu tun was Sie täglich unternehmen? Was ist der ganz konkrete materielle und emotionale Nutzen für die, die Ihre Lösungen, Produkte, Dienstleistungen abrufen?" Und dann reicht es mir nicht aus zu hören: "Unsere Kunden profitieren von einer qualitativ hochwertigen Hydraulik-Pumpe!" Das ist vordergründig. Was bedeutet es auf der Meta-Ebene? "Reibungslos ablaufende Fertigungsverfahren?" Ja, doch. Aber was noch? "Gesteigerte Umsätze?" Genau. Und weiter? "Befriedigung auf der ganzen Linie! Das gute Gefühl auf dem richtigen Weg zu sein!"Heureka! Das ist Glück, zumindest eine Spielart von Glück. Was will man mehr.

Ein Text, der es nicht schafft im Leser Emotionen zu wecken, macht wenig Sinn. Dies gilt nicht nur für die schöne Literatur, sondern für jeden Nutz- und Gebrauchstext (auch für eine Produktbeschreibung!), der eine Wirkung erzeugen soll.  MissWord! steht für emotionale Texte.



Bild: Stocksnap.io


Sonntag, 17. Januar 2016

1a-Grenadas - auf www.missword.de: Sonntagsthema: Warum sind Frauen für Mobbing anfäl...

1a-Grenadas - auf www.missword.de: Sonntagsthema: Warum sind Frauen für Mobbing anfäl...: ... und zwar sowohl als Täter als auch als Opfer? Das Klischee von der Ehe zwischen Chef und "Vorzimmerdame" (ganz sch...

Sonntagsthema: Warum sind Frauen für Mobbing anfälliger ..?




... und zwar sowohl als Täter als auch als Opfer?


Das Klischee von der Ehe zwischen Chef und "Vorzimmerdame" (ganz schlimmer Begriff) hat sich lange gehalten, gestützt durch gängige Praxis. Aber noch immer werden Beziehungen und Lebenspartnerschaften zu einem hohen Prozentsatz am Arbeitsplatz geknüpft. Kein Wunder, verbringen wir doch den größten Teil unseres Lebens im Beruf. In der meist knappen Freizeit von Managern und Führungspersonen, Selbstständigen und Freiberuflern bleibt wenig Raum für Kontaktpflege und weiterführende Beziehungen, zumal das Business auch in das Freizeitverhalten hineinspielt. Einer Weiterbildung oder Tagung wird dann der Vorrang vor dem Privaten gegeben. 

Dann werden auch Freundschaften am Arbeitsplatz geknüpft, die manchmal sogar für’s Leben halten. Oder aber auch nicht, sondern in Feindseligkeit und Mobbing ausarten können. Wie lässt sich das vermeiden?

Freundschaft und Feindschaft am Arbeitsplatz – Risiko oder Chance?

Es ist erwiesen: Mobbingopfer im Arbeitsleben sind zu zwei Drittel weiblich. Ein Grund mag darin liegen, dass Frauen offener mit Problemen im Beruf oder Privatleben umgehen und diese gegenüber vertrauten Kollegen und Kolleginnen auch bereitwilliger äußern als Männer. Frauen erklären sich mit weiblichen Kollegen stärker solidarisch als Männer dies untereinander tun. Diesen liegt eher am mehr oder weniger unverhüllten Wettstreit um die Palme des Besten, um Beförderung und Aufstieg auf der Karriereleiter. 

Frauen brauchen am Arbeitsplatz stärker als männliche Kollegen ein Gefühl von Zugehörigkeit und Verbundenheit das – vor allem wenn eine Egoschwäche vorliegt - ihre seelische und emotionale Sicherheit stärkt. Frauen hegen nicht selten innere Vorbehalte gegenüber sogenannten Powerfrauen, die selbstbewusst auftreten und sind stärker in Gefahr Neid und Eifersucht zu entwickeln, wenn eine Geschlechtsgenossin Erfolg hat.

Kolleginnen reagieren daher oft harscher als Männer, wenn andere, die eine gleichwertige Arbeit leisten, vor ihren Augen an ihnen vorbeiziehen und befördert werden. Oft reicht schon ein üppiges Lob durch den Vorgesetzten oder eine Bevorzugung aus, um ehemalige Freundschaften abrupt in Feindschaften umschlagen zu lassen. 

Die üble Folge: 

Private Details, die noch während der Freundschaft vertraulich mitgeteilt wurden, werden jetzt im Unternehmen kolportiert oder als Intrigen eingefädelt. Mobbing als Rache aus Missgunst. Das normale Bedürfnis nach Nähe, das Frauen stärker als männliche Kollegen empfinden, erweist sich als Verhängnis, wenn man die Grenzen nicht wahrt. 

Denn:

1              Kollegen sind per se keine Freunde

In der Arbeitswelt muss man nicht geliebt werden. Anerkennung für das, was man tut, ist das größte Lob. Gerade Frauen versuchen aus einem übergroßen Sicherheitsbedürfnis heraus andere emotional für sich zu verpflichten. Das kann verhängnisvoll enden.

2              Hierarchien sind dafür da, dass man sie respektiert

Zwanghafte Verbrüderung bzw. Verschwesterung zwischen Leitungspersönlichkeit und Mitarbeitern entwertet die Position als Führungskraft. Früher oder später fliegt der Schwindel der Gleichmacherei-Klüngelei auf.


3 Eine gesunde Distanz kann Schlimmes verhindern 

      Einblicke in die Privatsphäre oder Klatsch über Kollegen bzw. die Herabsetzung von Vorgesetzten können gegen den, der sie kolportiert, selbst zurückschlagen. Konstellationen und Funktionen im Unternehmen können sich ändern und dann ist manches fatal, was in der Vergangenheit noch positiv erlebt wurde.


Gerade in Führungsetagen wird die Luft dünn. Besonders erfolgreiche Manager hüten sich ein Berufsleben lang, persönliche Kontakte oder gar Freundschaften mit Untergebenen zu knüpfen. Respekt – und um diesen geht es – wird nicht durch hohe Punktwerte auf der Beliebtheitsskala errungen, zumal die Halbwertszeit im Management gering ist, sondern durch Leistung, Haltung, Performance - und einer freundlichen Koexistenz, die Verbrüderung und grenzüberschreitende Kumpelei vermeidet. Das macht vielleicht ein bisschen "einsamer", verhindert aber zündelnde Reibungsflächen.


Tags: Mobbing, Manager, Frauen im Beruf


Bilder: 

Stocksnap: Jannes Glas
Stocksnap: Ricky Kharawala




Buchtipps:
Ursula Nuber, 10 Gebote für erfolgreiche Frauen
Heinz Leymann: Mobbing (E-Book)

Mobbing, Führungskräfte, Management, Berufshierarchien, Freundschaft am Arbeitsplatz

Mittwoch, 13. Januar 2016

Mittwochssuppe: Cézannes "Aigo boulido"

Heute ist Mittwoch, heute gibt's Suppe!

Januar ist für viele ein ungeliebter Monat - ein noch unbeschriebenes Blatt, das neue Jahr. Da ist der übliche Katzenjammer nach den Feiertagen, der Schubs zurück in den Alltag - jährlich anfallende Kosten, die das Konto plündern - Diätpillenhersteller, Fitnessstudios  und Schlankheits-Apostel mahnen an unsere "guten Vorsätze" und zu allem Überfluss ist das Wetter nicht so wie es sein sollte, entweder zu weiß oder zu grün, zu nass, mild oder zu frostig. Wer kann es schon jedem recht machen. Die weihnachtlich geleerte Haushaltskasse und ein gewisses nachfeiertägliches Übersättigungsgefühl stellen ambitionierte Hobbyköche auf eine harte Probe. 


"L'aigo boulido sauvo la vido", sagt die Provence.

Zurück zur cucina povera. Diese Salbei-Knoblauch-Suppe gehört zur schlichten Familienküche der Provence, wo man ihr Heilkräfte nachsagt. Eine Lebensretterin soll sie sein - wir haben es nicht getestet - aber eines ist sicher: Sie ist köstlich und von einer eleganten Simplizität. Die wörtliche Übersetzung "gekochtes Wasser" ist natürlich eine schamlose Verballhornung. - Paul Cézanne, vielleicht der größte Maler seines Jahrhunderts, hatte Zeit seines Lebens seine Freude an ihr.

Des Malers Lust: Salbei-Knoblauch-Suppe*

Wir benötigen für 6 Portionen:

6 frische Knoblauchzehen, frischen Salbei und Thymian, 1/2 Lorbeerblatt, grobes Meersalz, frisch gemahlenen Pfeffer, 6 Scheiben französisches Landbrot, 6 pochierte Eier, 2 EL feines Olivenöl, geriebenen Käse (Gruyère, alten Ziegenkäse oder Comté), 1 Glas südfranzösischen Weißwein, Hühnerbrühe.

Und so geht's:

1 Knoblauchzehen in der Schale leicht mit der Messerklinge zerdrücken, in einem Liter leichter Hühnerbrühe mit dem Thymian, Lorbeerblatt und Salz langsam aufkochen lassen. Nach fünf Minuten 1 Glas trockenen französischen Weißwein einrühren.

2 Inzwischen die Brotscheiben ohne Fett rösten, mit dem geriebenen Käse einreiben. Salbeiblätter nach 5 Minuten Kochzeit in die Brühe geben und ohne Hitze ziehen lassen.

3 Eier in sprudelndem Essigwasser pochieren. In vorgewärmte tiefe Suppenteller je ein geröstetes Brot legen, mit Olivenöl beträufeln, je ein pochiertes Ei obenauf setzen. 

4 Die Knoblauchzehen aus der Brühe nehmen, aus der Schale zurück in die Suppe drücken. Salzen, pfeffern und mit Salbeiblättern auf den vorbereiteten Tellern verteilen. Mit Käse bestreuen.


O là là - la Provence! Schweinebäckchen gefällig, Stockfischpüree, Goldbrasse oder Ente mit Oliven und Fenchel?


Paul Cézanne blieb der Provence, trotz der Lockungen der Hauptstadt Paris, ein Künstlerleben lang treu. Bei Aix-en-Provence bewohnte er ein geräumiges Anwesen, das schon sein Vater, ein zu Geld gekommener Hutmacher Mitte des 19. Jahrhunderts für die Summe von 80.000 Franc erwarb. Man muss sich die Region damals noch um Längen schöner und unverbildeter als heute vorstellen. Gewächshäuser, Wasserbecken, Steinfiguren, Gemüsebeete, Rosen- und Weinstöcke, Obstbäume und Olivenhaine füllten den Besitz. Der Vater, dem Geld über alles ging, avancierte zum Bankier. So schrieb er seinem arrivierten Künstlersohn nicht nur einmal: "Kind, Kind, denk an die Zukunft. Man stirbt mit Genie - aber man isst mit Geld!"

Mutter Cézanne soll eine hervorragende Köchin gewesen sein, und da Luxus ihrem Gatten fern lag, sie aber mit einem großartigen Improvisationstalent gesegnet war, gerieten in ihrer Küche die schmackhaftesten Gerichte auf der Basis ursprünglicher Zutaten. Der Sohn wurde folgerichtig zum Gourmet und ließ seine Staffelei gerne im Stich, wenn seine Haushälterin ihn zu einem Leibgericht rief: "Daubes d'haricots rouges" (Eintopf aus roten Bohnen, Speck und Rotwein), "Salade de pomme de terre du Jas" (Bäuerlicher Kartoffelsalat mit marinierten roten Zwiebeln) oder "Crespeou aux herbes" (Eieromelett mit frischen Kräutern) standen oft auf dem Speisezettel.



* Originalrezept:
Naudin, Saulnier, Plazy: Zu Gast bei Cézanne, Heyne


Bild 1: StockSnap.io,Fotograph: Thomas Buch
Bild 2: StockSnap.io, Fotograph: Mike Keneally
Bild 3: Stocksnap.io, Fotograph: Bastian Sara

Sonntag, 3. Januar 2016

1a-Grenadas - auf www.missword.de: Sonntagsthema: Wie halten Sie's mit der Religion ....

1a-Grenadas - auf www.missword.de: Sonntagsthema: Wie halten Sie's mit der Religion ....: Ist Image alles? - Image braucht Substanz! Kein neues Thema, aber immergrün und wert bedacht zu werden Pressearbeit...

Sonntagsthema: Wie halten Sie's mit der Religion .. ääh .. Reputation?



Ist Image alles? - Image braucht Substanz! Kein neues Thema, aber immergrün und wert bedacht zu werden

Pressearbeit ist der entscheidende Treibstoff für eine gute Business-Reputation - direkt nach den Kriterien Produkt- oder Dienstleistungsqualität und Kundenzufriedenheit. Pressearbeit hat auch die Nase vorn gegenüber Social Media und Mitarbeiter-Kommunikation. Das überrascht vielleicht in Zeiten trudelnder Medien und starken Umbruchs im Printbereich, in denen sich die vorrangige Aufmerksamkeit auf Online-Medien verschoben hat. Klassische Pressearbeit dagegen dämmert in der offiziellen Wahrnehmung gerne auf einem absterbenden Ast dahin. 

"Weit gefehlt"-

sagt jetzt die dpa-Tochter news aktuell im Whitepaper 01/2016 „PR-Trendmonitor Reputationsmanagement 2015“, für den na und Faktenkontor kleine, mittelständische und große Unternehmen befragten. Okay, der Verdacht liegt nahe, dass man da ein wenig pro domo spricht... aber ein bisschen ist im Sinne von Reputationsmanagement auch tolerabel ;)



Reputationsaufbau mit klassischer Medienarbeit punktet vor Social Media

Warum sollte auch plötzlich nicht mehr gelten, was jahrzehntelang zur Königsdisziplin der Kommunikation gehörte? Pressearbeit ist wirkungsvoll, nachhaltig, seriös, vergleichsweise kostengünstig (gegenüber der Werbung) und effizient. Direkte Kontaktpflege mit den relevanten Medien, regelmäßige Versendung von substanziellen Botschaften an einen sorgfältig ausgewählten und aktualisierten Verteiler treffen ins Herz. Still und heimlich ist die Pressemitteilung auch mit der Zeit gegangen und zeigt sich „vernetzt, teilbar, suchmaschinenoptimiert und multimedial (begleitet von Bild, Video, Podcast, ebook, Infografik u.a.)“. 

Längst beschränkt sie sich nicht mehr auf die klassischen Abnehmer in Redaktion, Nachrichtenagentur und Journalistenbüro, sondern bezieht wichtige Influencer wie Branchenfachleute, Peer groups, Blogger, Geschäftspartner mit ein.

Reputationsaufbau und Pressearbeit sind strategische Managementaufgaben


Gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen liegt auch die Kommunikationsarbeit in der Verantwortung der Chefs, in größeren und börsennotierten Großunternehmen bei den Pressestellen. 86 Prozent der von na befragten Unternehmen halten eine gute Reputation für sehr wichtig, 13 Prozent immer noch für wichtig. Allerdings sei die Bereitschaft, die Reputation regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen, eher verhalten und die Vorgehensweise nur in Einzelfällen strategisch und zielstrebig, beklagt das Whitepaper. Auch würden die Potenziale, die Pressearbeit unstrittig innewohnen, um das Unternehmen in der öffentlichen Wahrnehmung positiv zu positionieren, längst nicht voll ausgeschöpft. Aha!

Dazu ließe sich jetzt viel argumentieren, aber wichtiger ist mir auf den beklagenswerten Zustand hinzuweisen, in dem heute so-called Pressemitteilungen in die Medienwelt flattern. Gestärkt durch das Aufkommen offener Online Presseportale hat dieses klassischen Format vielfach seinen Habitus gewechselt. Was heute schon mal als Presseinfo das Haus verlassen darf, entspringt eher der Abteilung Verkaufsförderung & Promotion. Kriterien, die eine gute Pressemitteilung ausmachen, scheinen weder bekannt zu sein geschweige denn gewürdigt zu werden. Ihr Fokus richtet sich nicht mehr auf die Erwartung der Zielgruppe (Medien und deren User), sondern auf das eigene Angebot. Inzucht ist aber selten vorteilhaft. 

Bitte weiterlesen, das ist wichtig:


Journalisten und Redakteure, Blogger und Influencer mit Werbeaussagen zu überfluten, ist kontraproduktiv. Nicht beachtet zu werden, ist dann die mildeste Form der Abstrafung. Etwas bleibt immer haften, ein Haut gout, der wie ein muffiges Lüftchen durch Redaktionsräume weht und sich nicht mal durch beherztes Ausräuchern vertreiben ließe.

Was macht eine wirksame Presseinfo klassischer Prägung aus?


Eine Pressemitteilung ist tricky. Das können wenige, die nicht aus der journalistischen Warte und PR-Perspektive zu denken gelernt haben. Ich bin keine ausgewiesene Freundin von Checklisten à la „10 Regeln, die Sie unbedingt beachten sollten, um nicht vor der Zeit dahingerafft zu werden!“Außerdem ist das Thema sattsam bedient.. Aber - sei's drum - es scheint ja immer noch Bedarf zu geben.

(1) Ein solides, tragfähiges Thema muss sein – mit News- oder Seltenheitswert, Relevanz für die Öffentlichkeit oder spezielle Zielgruppen, fundierter Darstellung von Wert und Nutzen und der Einbindung in das große Ganze. Namen sind Nachrichten und Zahlen auch.

(2) Verteiler, die nach dem Beliebigkeitsprinzip aufgebaut sind, sind Schüsse ins Ofenrohr. Ein Redakteur im Ressort Reise kann einer Presseinfo zum Thema „Firma Kläff stellt den ersten Maulkorb vor, der beisst“ schwerlich etwas abgewinnen.

(3) Dass Headline und Subline respektive Teaser den Leseanreiz schaffen, hat sich herumgesprochen. Ort und Datum in der Anfangszeile sind unverzichtbar.

(4) Der erste Absatz (Lead) muss "knallen". Ein prägnantes Resümee der wichtigsten Informationen lässt den Redakteur mit zwei Blicken erkennen, worum es geht (Wer, was, wann, warum, wo, wie, mit wem, mit welchen Folgen ..). Außerdem kann er diesen Absatz als vollständigen Kurztext verwenden. Was ja auch schon ein veritabler Erfolg ist.

(5) Im gut gegliederten und mit zielführenden Zwischentiteln versehenen Fließtext folgen die Einzelheiten und Hintergründe nach dem Pyramidenprinzip. Das Wichtigste zuerst, im gesamten Text wie auch in jedem einzelnen Kapitel. 

(6) Zitate und O-Töne machen trockene Fakten authentischer. Auch hier gilt: Keine werblichen Aussagen, keine Superlative, kein Eigenlob. Bestnoten gibt man sich nur selbst, wenn man sie klar belegen kann.

(7) Eine Kurzdarstellung des Unternehmens motiviert den Redakteur/Journalisten/Blogger, auf der einschlägigen Unternehmens-Website nach weiteren Themen zu forschen.

(8) Unternehmensdaten und Kontaktdaten des aussagekräftigen Presse-Ansprechpartners sind ein absolutes Must! (Nein, das ist für viele nicht selbstverständlich!)

(9) Der Sprachstil  einer PM ist lebendig-sachlich-einprägsam, kann aber branchenbezogen variieren. Aktiv punktet vor Passiv, kurze Sätze wechseln sich mit längeren ab. Wortmonster und umgangssprachliche Wendungen sind ein NoGo. Direkte Ansprache ist pfui, geschrieben wird in der dritten Person. Substantivierungen verbal auflösen.

(10) Tribut an Google: Suchmaschinenoptimierung und Verlinkung moderat einsetzen. Meta-Tags am Schluss aufführen.




ABER: 

Eine Schwalbe/Elster macht noch keinen Sommer. Und noch ist kein Meister vom Himmel gefallen. Oder .. Gut Ding will Weile haben. (Sprichwörter sind vielleicht ein bisschen dröge, haben aber immer einen wahren Kern:-)

Überzogene Erwartungen an the one and only Pressemitteilung, gerade bei Unternehmen, die sich noch nicht mit Versendungen hervorgetan haben, sind fehl am Platz. Dagegen sind Kontinuität und ein langer Atem gefragt. Hier geht es um einprägende Wiedererkennbarkeit. Je öfter ein für das Unternehmen wichtiger Pressepartner von diesem hört, und zwar in einem qualitativ ansprechenden Duktus, desto stärker wird es im Gedächtnis  bleiben.

Übrigens: PR-Profis unterstützen.

A la longue eine gute Entscheidung. Lassen Sie von sich hören!


Bilder: Fotolia/Thinkstock

Freitag, 1. Januar 2016

1a-Grenadas - auf www.missword.de: Aufgespießt: Happy Silvester 1999/2000

1a-Grenadas - auf www.missword.de: Aufgespießt: Happy Silvester 1999/2000: Die letzten Tröpfchen sind aus den Champagner-Kelchen geschlürft, die letzten Luftschlangen, Knallfrösche und Böller entsorgt, das letzte A...

Aufgespießt: Happy Silvester 1999/2000

Die letzten Tröpfchen sind aus den Champagner-Kelchen geschlürft, die letzten Luftschlangen, Knallfrösche und Böller entsorgt, das letzte Aspirin geschluckt. Wie haben Sie Silvester 2015 verbracht? Vermutlich nicht in der Weise wie es die Idealistin und Nietzsche-Freundin Malvisa von Meysenburg bei der Wende ins 20. Jahrhundert empfahl - "tiefsinnig schweigend im engsten Kreis". Doch so extravagant wie zur letzten Jahrtausendwende waren Sie wohl auch nicht unterwegs, oder doch?

Das Millenium - eine Rückblende


1999 gab es keine wichtigere Frage als: "Wo und wie gehen Sie in das nächste Jahrtausend?" (Glückliche Zeiten noch!) Ein regelrechter Party- und Event-Tsunami brach über uns herein, skurrile und aparte Ideen machten Silvester 1999 zu einer exklusiven Angelegenheit. Die Auswahl fiel schwer:
Woww!

1 En route: Mit der Concorde die Beschränkung der Zeitzonen austricksen um die Jahrtausendwende viermal zu erleben - Kostenpunkt: 40.000 Dollar! Besonders festlich ging es nicht zu, denn die Reisenden durften sich nur in den jeweiligen Flughafengebäuden aufhalten. Privatissime konnte man die Concorde zum Jahreswechsel 1999 für eine persönliche kleine Party buchen. Kostenpunkt: 100.000 Mark. Im Eurostar brauste man im Dauerbeschuss von Händels Feuerwerksmusik und ohrenerschütternden Donnerschlägen unter dem Kanal nach England oder in die Gegenrichtung.

2 Up and away: Der Schneekopf gehörte mit knapp 1000 Metern noch zu den kleinen Silvester-Hügeln, Jungfraujoch, Kilimandscharo und Matterhorn machten da schon mehr her. Für kleinere Geldbeutel: Heißluftballon - allerdings auch nicht sehr gemütlich. Der Eifelturm war seit Jahren ausgebucht!

3 Nobel: Auch die Luxushotels zogen mit: Suite im Ritz Carlton = 100.000 Dollar. Eigentlich ein Schnäppchen, denn im Preis waren eine Luxus-Uhr, ein Leih-Jaguar und ein Privatbutler für 3 Tage sowie Massagen und sonstige unverzichtbare Edel-Extras inklusive. Das eigens errichtete Hotel Millenium Broadway ließt sich komplett mieten. 1.200 Gäste durfte man mitbringen. Kostenpunkt: 3 Mio. Dollar pro Nacht. Bescheidener waren die Klöster: Im Weingut Kloster Eberbach ersteigerte man sich Rheingau Riesling Jahrgang 1900 für 6.000 Mark aufwärts pro Flasche.

4 Party: Zu den Rolling Stones ins Wembley Stadion oder zur größten deutschen Millenium-Disco in der Dortmunder Westfalenhalle (Eintritt 500 Mark)? Für den Silvesterabend im Pariser Lido musste man sich bereits 1975 anmelden. Die Warteliste war fünfstellig.

5 Zeitzonen-Hopping für Südseereisende oder zum ersten Sonnenaufgang des Jahres 2000 auf das Inselchen Kiribati, auf das ansonsten unbewohnte Caroline Island oder zum König von Tonga. Eine Safari auf den Spuren Hemingways ließ sich für 10.120 Dollar unternehmen. Da kam der Sprung in die heißen Schwefelquellen Islands schon etwas günstiger.

Ich ahne schon, das kam an Silvester bei Ihnen nicht in die Feuerzangenbowle oder in den Fondue-Topf - Lassen wir es im Laufe des noch jungfräulichen Jahres so richtig krachen!


Im Rückblick mutet die Jahrtausendwende wie ein Tanz auf dem Vulkan an, in dem es bereits rumorte. Manche hatten bereits eine Vorahnung - das neue Jahrtausend sollte sich auch als eine Zeitenwende erweisen, was das Lebensgefühl anging. Spätestens ab Nine Eleven 2001 war es "Schluss mit Lustig" - Wirtschaftskrisen, Börsen- und Bankencrashes, abgefuckte Atommeiler, Unruhen, Verwerfungen. Krieg und Terror kamen in Europa an, die Flüchtlingswellen des letzten Jahres Vorboten sozialer Umbrüche, politische Rechtsrucke ... Aber - wir haben nur diese eine Welt und sollten sie daher mutig gestalten, nicht nur ertragen!

"2016: Et kütt wie et kütt! Et hätt noch immer jot jejange!" sagt die Köllsche Frohnatur. 


Bonne Chance!


Ihre Jo Gruner alias MissWord!



Tags: Millenium, Silvester 2015, Jahrtausend
Foto 1: Stocksnap Patrick Fore
Foto 2: Stocksnap Kazu Ende