Dienstag, 23. Februar 2016

Mittwochssuppe: New England’s Clam Chowder


Die Pilgrimväter hatten vermutlich ihre Freude daran. Wir haben es nicht ganz leicht, die typischen Clams – die großen Venusmuscheln, die an der amerikanischen Ostküste zuhause sind – aufzuspüren, aber es existieren ja genügend Chowder-Versionen, die auch Pfahlmuscheln, kleine Venusmuscheln oder Jakobsmuscheln akzeptieren. Auch die sämige Konsistenz des versuppten Eintopfs entsteht auf unterschiedliche Art. 

Die französischen Seefahrer, die im 17. oder 18. Jahrhundert nach Neuengland aufbrachen und an der amerikanischen Ostküste anlandeten, dickten die Muschelsuppe mit Schiffszwieback an und gossen Milch statt Sahne hinein. Heute knabbert man zu einer traditionellen Clam Chowder gerne Oyster Crackers, die dem Schiffszwieback von damals wohl ziemlich nahe kommen.

Im 19.Jahrhundert gingen italienische Köche – mutmaßlich im Restaurant Delmonico’s in Manhattan - dazu über, Tomaten für die Grundkonsistenz dieser Suppe zu verwenden. Der tomatige Manhattan Clam Chowder wird von Puristen der amerikanischen Küche allerdings indigniert zurückgewiesen. In jeder Spielart sind milder Speck oder Pökelfleisch, Muscheln, Kartoffeln, Zwiebeln, Brühe, Sahne oder Tomatensaft unverzichtbare Bestandteile. Mal werden die Muscheln vorgekocht, ausgeschält und gehackt, mal wandern sie roh in der Schale in den Topf bzw. in die Suppenkelle.

Muschelsuppe Pilgrim Father's Delight


Wir benötigen:


250 g ausgelöste Jakobsmuscheln oder 1,5 - 2 kg frische Muscheln in der Schale, 300 g vorwiegend festkochende Kartoffeln in Würfeln, 100 g feine Lauchringe, 125 g milden, durchwachsenen Speck, 200 g gehackte weiße Zwiebeln, 1 Knoblauchzehe,  kräftige Rinderbrühe, Fischfondpaste, 0,1 L Weißwein, Thymianzweig, 200 g Schlagsahne, Butter, weißen Pfeffer, Salz, Tabasco, Petersilie und Dill.

 Und so geht’s:


1 Frische Muscheln abspülen, abtropfen lassen. Geöffnete Muscheln aussortieren. Speck + Knoblauchzehe fein würfeln, mit dem Thymianzweig (in einer Kasserolle) in Butter glasig braten.

2 Muscheln, Kartoffel- und Zwiebelwürfel in Lagen darüber schichten, Lauchringe obenauf, jede Lage mit Salz und Pfeffer würzen. Topf mehrmals gut rütteln.

3 Fischfondpaste in der Brühe auflösen, gemeinsam mit Weißwein, Milch oder Sahne angießen, im auf 200 Grad angeheizten Backofen mit fest aufgelegtem Deckel ca. 20 Minuten garen. Die Kartoffeln sollten nicht zerkochen.

4 Mit Tabasco würzen und mit den Kräutern bestreuen.

Varianten:


·      Eine besonders samtige Suppe ergibt es, wenn der angebratene Speck mit dem Gemüse, Weißwein und Fischfond püriert wird. Danach kommen der Rahm, Kräuter und die bereits vorgekochten und ausgelösten Muscheln dazu.

·    Auf der Nordseeinsel Föhr wandern natürlich frische Föhrer Muscheln, dazu Erdnussöl, Zwiebeln, Speck, Kartoffen, Suppengrün, Zuckermais und Lorbeer in die Suppe. Schlagsahne, Mehl, kalifornischer Weisswein und Dill runden ab.


Nach so viel heißer Supp’ denken wir vielleicht an etwas Pikantes, das sich vorzüglich als Sonntagvormittags-Snack eignet (anstatt Käsestulle, Marmeladentoast oder Müsli):

Austern in  Orangenvinaigrette *


Wir benötigen:

1 fein gehackte Schalotte, 1 Bund Schnittlauch(röllchen), 1 Orange, etwas Rotweinessig, Piment, etwas Chili, Austern

Und so geht’s:

1 Vorbereitung: Schalotte hacken, Schnittlauchröllchen herstellen. Orangenschale mit dem Sparschäler dünn abziehen, hacken. Saft mit den übrigen Zutaten mischen, mit Piment und etwas Chili würzen.

2 Austern vorsichtig öffnen, auf halbe Schalen auf Eis anrichten. Dazu die Sauce und Röstbrot reichen. Ideal dazu: Sancerre, Cava brut oder Champagner.





* Originalrezept erschienen auf dem Blog „Das Trüffelschwein“, www.trueffelschwein.de

Bild: Stocksnap.io, Jakub Juszynski






Sonntag, 21. Februar 2016

1a-Grenadas - auf www.missword.de: Sonntagsthema: Was der Kaktus mag ..

1a-Grenadas - auf www.missword.de: Sonntagsthema: Was der Kaktus mag ..: ..muss in einer Geschäftsbeziehung nicht unbedingt stimmen!  Kakteen mögen es eng in ihrem Umfeld. Umtopfen ist erst dann angesagt, wen...

Sonntagsthema: Was der Kaktus mag ..

..muss für eine Geschäftsbeziehung nicht stimmen! 


Kakteen mögen es eng in ihrem Umfeld. Umtopfen ist erst dann angesagt, wenn der Wüstenbewohner selbst die Grenzen sprengt. Die Azteken benutzten den kreisrunden Stachelkopf Echinocactus grusonii (auch als "Schwiegermuttersessel" bekannt - ach was!) für rituelle Handlungen, u.a. für Menschenopfer. In einer Kundenbeziehung geht es eher um Spielräume, Weite, Großzügigkeit auf beiden Seiten als um Enge. Und um Opfer schon mal gar nicht. Opfer kommen übrigens nicht in diese Rolle, weil sie schwach wären, sondern weil sie ein Mehr besitzen, das sich der Aggressor aneignen will. Aber - ein anderes, ein weites Feld! 


Die fachliche Seite einer Geschäftsbeziehung ist mit dem Kopf zu bewältigen. Auf der Beziehungsebene spielt sich viel mehr ab und dort liegt der eigentliche Sprengstoff. Sehr frühe, immer noch virulente Muster können anklopfen, unbewusste Übertragungen aus nicht bewältigten Gefühlen und Erfahrungen blockieren. Wenn man dann nicht "Früher" und "Jetzt" trennen kann, sind Konflikte fast unvermeidbar. Aber Konflikte sind auch Lösungspotenziale. Eine Wüste, in der sich Oasen auftun.

Wie in einer persönlichen Beziehung tastet man sich in der Geschäftsbeziehung an die andere Seite heran. Es gibt Fälle, in denen anfangs große Begeisterung herrscht, die dann wieder abkühlt, weil der Alltag nun mal so ist wie er ist. Einmal karge Wüste, anderes Mal blühende Landschaften. Mal bekommt man sich anfangs in die Haare, dann rauft man sich zusammen und sortiert gemeinsam das Terrain, was zu einer äußerst fruchtbaren Zusammenarbeit führen kann. Spannend! Ich mag sie sehr - die Vielfalt der Geschäftsbeziehungen! Auch wenn sie nervig sein kann. Jede ist eine Gelegenheit zu wachsen. C'est la vie.

Beraten heißt auch Näher-Kommen


Und Nähe kann wiederum als Enge empfunden werden. Als PR-Strategin und Textwerkerin muss ich aber auch mal Grenzen überschreiten dürfen. Ich muss doch aufspüren und heraus kitzeln, was das Kundenunternehmen im Innersten zusammenhält, um die richtige Tonalität, Sprache, Zielausrichtung, strategische Substanz zu finden. Mit Respekt und Feingefühl, versteht sich. - Was passt, was geht gar nicht? 

Eine Analyse der Ist-Situation und der Zielvorstellungen, der Unternehmensfarbe und des vorhandenen (und künftigen) Corporate Wordings macht Sinn! Meist ist der Kunde darauf aber nicht vorbereitet, er fühlt sich vielleicht überrollt, überfordert, in eine prekäre Pflicht genommen. Sich selbst einen Spiegel vorzuhalten erfordert Mut und Zeit und die Fähigkeit sich von sich selbst zu distanzieren. Schwierig! Oft brutzelt man viel zu lange im eigenen Saft und das Ergebnis ist zäh wie ein nicht abgehangenes Steak. 

Das Leben ist ein Testlauf, der nach ständiger Evaluierung und Optimierung lechzt - und das Geschäftsleben auch!


Wer hier auf Lorbeeren ausruht, vergibt Chancen. Komfortabler und prospektiver ist es, sich einen beratenden Sparringspartner ins Haus zu holen, der von außen auf das Innere schaut. Viele staunen dann, dass das viel Spaß machen kann. Spürt dieser Berater kleine Schwachstellen auf, sollte man nicht zusammenzucken und sich ins Schneckenhaus zurückziehen, sondern sich freuen, dass man es ab sofort anders, besser, prospektiver halten kann. Auch konstruktive Kritik kann weh tun, aber ihre kleinen Nadelstiche wirken - wie Akupunktur - heilsam und lösend.

Oder wie die Stacheln im Kaktus, der sich gegen Fressfeinde wehrt und seine Wüstenexistenz tapfer verteidigt? Ach, wer weiß das schon so genau.



Foto Kakteen: Stocksnap.io Bill Williams
Foto Wüste: Stocksnap.io. Thomas Shelberg

Sonntag, 14. Februar 2016

1a-Grenadas - auf www.missword.de: St. Valentin - kopflos heilig

1a-Grenadas - auf www.missword.de: Valentin - kopflos heilig: Vom alten Rom in alle Welt - das können nur Heilige! Nix Genaues weiß man nicht. Er war ein interessanter Typ, zweifellos. Als Bisc...

Aufgespießt: Valentin - kopflos heilig


Vom alten Rom in alle Welt - das können nur Heilige!


Nix Genaues weiß man nicht. Er war ein interessanter Typ, zweifellos. Als Bischof im zweiten Jahrhundert soll er im frühitalienischen Terni oder auch Viterbo Paaren den Segen der Kirche gespendet haben, die aus standesrechtlichen oder finanziellen Gründen keine Ehe eingehen konnten. Dass er deswegen verehrt wurde, verhinderte nicht, dass ein römischer Kaiser ihn einen Kopf kürzer machte. Kommt es daher, dass man - wenn der coup de foudre einen getroffen hat - sehr kopflos durchs Leben läuft? Der Heilige hat jedenfalls sein Bestes getan, mehr als sich opfern konnte er nicht. Späte Rehabilitierung und Ehrung erfuhr er im Jahr 489, als er in den Kirchenkalender einging. 

Doch der Valentinstag hat frühere Wurzeln - 


Bereits die (ganz) alten Römer ehrten am 14. Februar Göttin Juno, die über die Haushalte wachte, und brachten ihren Gattinnen Blumen vom Markt mit. Also stand eher ein religiöser Ritus dahinter als ein flammendes Herz. Vermutlich gab es damals schon eine starke Lobby der Gärtner und Floristen, die an diesem Tag ihren Jahresverdienst hereinholten.

Im mittelalterlichen England bürgerten sich am 14. Februar neckische Spiele oder Tombolas zum Zwecke der erotischen Annäherung ein. Eine Art Partnerbörse mit Anfassen, ohne Internet. Der Valentin-Virus schwappte nach Neu-England und zurück aus den USA kam er endlich in Mitteleuropa an. Verbreitet hat er sich bis nach Asien und Südamerika, Skandinavien und Russland. Volkswirtschaftlich gesehen eine Goldgrube. Man sollte ihn keinesfalls abschaffen.

England, vor allem London, begeht den Tag noch immer mit Events, Open-Air-Konzerten, Bällen im Regency-Stil oder Privat-Soirées hoch oben im Riesenrad London Eye mit einem sagenhaften Blick über Fluss und Stadt. Champagner strömt, Schoko-Herzen glühen und rote Rosen entblättern sich in der Hitze der Liebesschwüre. 


Ja, ja, so ist das Wunschdenken! Man wird ja noch mal träumen dürfen, oder?


Übrigens gibt's auf dem Blog der Evolutionsbiologin Dr. Sabine Paul zum Tag des Heiligen eine kulinarische Empfehlung, die zum Gelingen eines ersten Dates (und weiteren) beitragen soll. 

Bild:
Snapstock.io - Fotograf: Pierre Rougier

Sonntag, 7. Februar 2016

1a-Grenadas - auf www.missword.de: Sonntagsthema: Führungskräfte mit Pappnas'?

1a-Grenadas - auf www.missword.de: Sonntagsthema: Führungskräfte mit Pappnas'?: Mitarbeiter führen –   Wie geht das? In amerikanischen Filmen, vorzugsweise unter der Beteiligung von Hugh Grant, wimmelt es von sm...

Sonntagsthema: Führungskräfte mit Pappnas'?

Mitarbeiter führen – Wie geht das?


In amerikanischen Filmen, vorzugsweise unter der Beteiligung von Hugh Grant, wimmelt es von smarten Vorgesetzten, die mehr oder weniger dreist den Angestellten in das Dekolletee schauen oder diese – in der weiblichen Ausgabe – für Dienstbotengänge und Intrigen missbrauchen. Allerdings: Movie is bigger than life. Sonst würde ja niemand eine Kinokarte lösen wenn wir nur die reine Alltagswirklichkeit abgebildet bekämen.

Daher: Liebe Nicht-Führungskräfte – das ist nur im Kino so. Oder doch etwa nicht? Die Dunkelziffer zu Manipulation und Übergrifflichkeit im Berufsleben muss man sich hoch vorstellen. Immerhin geht es hier auch um Beziehungen, auch wenn diese einem Ehrenkodex folgen sollten. Grenzen ziehen - und diese auch respektieren - Kann man das selbstverständlich erwarten? Warum sollte es im Business anders sein als im wirklichen Leben? 

Die Zeit des rein autoritären Führens qua Macht bzw. Position sollte allerdings vorbei sein, oder? Mehr Softie-Führungskräfte braucht das Land, sagen die Ratgeber, die sich meterhoch in Buchhandlungen stapeln. „Wie führe ich Mitarbeitergespräche?“, „Traumziel Motivation!“, „Achtsamkeit lernen!“, "Warum ein Softie besser ankommt als ein Macho" oder „Das 1x1 des Umgangs mit den Dienstsklaven“. Verwirrend – Die einen predigen Wasser, die anderen Schampus: Das führt zu Stress – und dieser wiederum ist kein guter Ratgeber.

Chef zu werden und Chef sein sind allzu oft - ähnlich der Vaterrolle oder beim kindgemäßen „Doktorspiel“ - zwei Seiten einer Medaille. Vorgesetzte steigen nicht selten auf, weil sie sich als ehrgeizige Sach-Arbeiter und brillante Fachleute ausgezeichnet haben. Auf dem Weg zur Spitze versäumen sie, sich über Führungsqualitäten Gedanken zu machen. Da haben Sie dann den Salat. Pustekuchen. Macht dann keinen Spaß an der Spitze. Denn das Versäumnis schlägt Ihnen wie Gegenwind ins Gesicht. Frustrierte Mitarbeiter. Mangelnde Abteilungserfolge. Miese Abschlussquote. Fluktuation. Beschwerden. Mobbing. Unmut beim Vorstand. .. Und die Luft am Gipfel ist sehr dünn. Und aus heißer Luft wird Dampf ..

Die Führungskraft als Gutmensch?



Der amerikanische Autor Travis Bradberry hat einige Maximen für Führungsqualitäten zusammengestellt. Ich will sie Ihnen in ein wenig abgewandelter Form nicht vorenthalten, denn heute ist Karnevalssonntag und morgen Rosenmontag, da kann man sich schon mal närrisch geben.

Ein guter Vorgesetzter, der ganz oben angekommen ist, praktiziert:

  • ·      Güte, ohne Schwäche zu zeigen
  • ·      Stärke, ohne grob zu werden
  • ·      Positives Denken, ohne in Realitätsferne zu verfallen
  • ·      Vorbildhaftes Verhalten, ohne wie Johannes der Täufer im Büßerhemd zu gehen
  • ·      Mut, um für sein Team durch’s Zirkus-Feuerrad zu springen


Hilft Ihnen das weiter? Halt, hier fehlt doch was: Empathie!

Halte ich viel von, aber gerade wurde ich von einem Artikel in der „Wirtschaftswoche“ (Autorin Jenny Niederstadt) eines Besseren belehrt: Empathie im Führungsjob laugt aus! Ja, doof, wer will das schon sein? Aber es stimmt vermutlich: Sagt man nicht weiblichen Führungskräften nach, dass gerade Empathie ihnen einen Strick knotet? Empathie, sagt Niederstadt, korrumpiert, manipuliert, behindert, legt den Verstand lahm und grenzt aus. Kurz – Empathie ist ein schlechter Ratgeber * Empathie nervt, erzeugt Abwehr, isoliert. Alles gute Gründe, sie als Führungskraft nicht einzusetzen, oder?

Die Pein der täglichen Bad News


Vor der täglichen Flut schlechter Nachrichten gehen viele in den emotionalen Untergrund. Mit jeder Katastrophe weltweit mitzuleiden überfordert jeden. Aber was berührt uns wirklich? Ein Einzelschicksal, möglichst einer Person die uns nicht unähnlich ist, möglichst hierzulande, möglichst greifbar. Ein Igel, der es auf der A3 nicht rasch genug über die Fahrbahn schaffte. Nicht dass ich hier nicht auch traurig wäre, aber ..

Wie lässt sich dies auf die Führungsetage übertragen? – Vielleicht in der Erkenntnis, dass wir vor allem mit uns selbst achtsam umgehen sollten. Empathie ist löblich und sehr hilfreich, soweit sie nicht gleichzeitig den Verstand ausblendet. Der könnte sich dann allen logischen Sachargumenten verschließen und das ist wiederum – doof. Für Führungskräfte ganz besonders.


"Himmel - Was ist das denn heute für ein Sonntagsthema?", werden Sie sich fragen und beschließen mich künftig zu meiden. Tun Sie’s nicht! Nachsicht! Hier im Rheinland befinde ich mich gerade in der fünften Jahreszeit, in der es Kamelle regnet und angejahrte Herren in quietsch-bunten Reserveoffiziers-Uniformen in die Bütt steigen, um Dampf abzulassen. Einem schwer zu greifenden nebulösen Ausnahmezustand zwischen Hoffen und Bangen, dass der Frohsinn bald ein Ende haben möge. Für den Rest der Republik schier unvorstellbar, ich weiß.

Helau. Alaaf oder was sonst noch in diesen Tagen gerufen wird.

Beim nächsten Sonntagsthema hab ich keine Pappnas mehr auf. Wahrscheinlich .. 



Bildmaterial: 
Foto Rodeo, Stocksnap, Tanja Brewes
Foto Berggipfel, Stocksnap, Sven Scheuermann
Foto Bubble Gums, Stocksnap, HAYSTACK



* http://www.wiwo.de/erfolg/trends/empathie-die-zehn-nachteile-des-mitgefuehls/12858976-all.html

Dienstag, 2. Februar 2016

Mittwochssuppe: Aalsuppe wie Fiete sie mag

Heute ist Mittwoch, heute gibt's Suppe!


Frostige Tage rufen nach dem wärmenden Wohlgefühl einer dampfenden Suppe, die idealerweise das Talent zu einem bodenständigen Eintopf hat. Hochkonjunktur haben jetzt Pot-au-feus mit Wildfleisch, Kürbis, Kohl, Lamm, Pilzen, Räucherfleisch, Muscheln oder Fisch. Eine leichte Tomatensuppe mit Mozzarella, so schmackhaft sie ist, kann unser Bedürfnis nach kuscheliger Wärme jetzt nicht sättigen. Und die wirklich gute Nachricht: Ein deftiger Eintopf muss nicht zwingend fettreich sein. Ersetzt man Speck durch schlankes Rauchfleisch, die "Einbrenne" durch eine leichte Rahmbindung und gart Fleisch mit viel Gemüse im Schnellkoch- oder Römertopf muss man sich keine Kalorien-Sorgen machen. 


Winterliche Aalsuppe wie Fiete sie mag


Wir benötigen:

2 kg Schinkenknochen vom Metzger des Vertrauens, 300 g filetierten Aal, frische Apfelschnitze, 150 g entsteinte Backpflaumen, 200 g gemischtes Trockenobst, 1 Bund Suppengemüse, frische Kräuter (Lorbeerblatt, Salbei, Thymian, Bohnenkraut, Majoran), 2 Zwiebeln, Salz, Pfeffer, Spritzer Rotweinessig, 2 EL Johannisbeergelee, 4 cl Sherry oder Madeira.

Und so geht's:

1 Schinkenknochen in 2,5 L Wasser aufkochen, mit dem Schaumlöffel klären. Backpflaumen und Trockenobst, gewürfeltes Suppengrün, 2 gehackte Zwiebeln und die Kräuter zufügen. Alles darf dann 2 Stunden moderat vor sich hin simmern.

2 Alles fein durchseihen, mit den Gewürzen, Essig und Gelee abschmecken. Noch einmal aufkochen.

3 Julienne (Feine Streifen von Porree, Stangensellerie, Möhre, Pastinake) sowie den gestückelten Aal 10 Minuten darin garen lassen. Mit Sherry oder Madeira abschmecken. Am Schluss hauchdünne Apfelschnitze darin simmern. In tiefe Teller füllen, mit frisch gemahlenem Pfeffer und einigen Dillfäden krönen. 


Eine aalglatte Sache

Aal ist außer in Deutschlands Norden mehr als Räucherfisch auf Kalten Büffets beliebt denn als Kochfisch. Dabei ist das Schmorgericht "Aal grün" eine veritable Delikatesse. Die satte Farbe und das pikant-frische Aroma bezieht es von reichlich frischem Dill. Der Vertreter aus der Familie der Anguillidae gehört zu den merkwürdigsten Fischen, die sich in europäischen Gewässern tummeln. Die Männchen sind mit bis zu 60 cm kleiner als die Weibchen, die die doppelte Länge erreichen können. Da der Aal einer Schlange nicht unähnlich ist, erregte er über die Jahrhunderte leichtes Gruseln. Der nachtaktive Räuber vergräbt sich gerne im Uferschlamm und kann sich kurzzeitig auch an Land fortbewegen, soweit der Boden feucht genug ist. Ein Überlebenstalent das in freier Wildbahn bis zu 50 Jahre alt werden kann. Solange ihn nicht das Netz des Fischers erwischt .. Das Fortleben der wild lebenden Aal-Population ist bedroht.



Schmackhafte Koexistenz im Eintopf


Die deutsche Regionalküche ist prall gefüllt mit köstlichen Eintopf-Spezialitäten. Was sich allein aus Beinscheibe, Kohl und Sellerie zaubern lässt! Nicht ohne Grund haben viele Suppen-Eintöpfe - wie der Gaisburger Marsch - einen militärischen Hintergrund. Die "Erbswurst" - eine Erfindung des preußischen Konservenfabrikanten Grüneberg, eine nicht wirklich hübsch anzusehende Presswurst aus Erbsenmehl, Speck, Salz - machte beim Krieg 1870/71 Furore. Auch die Nationalsozialisten bemächtigten sich des biederen Kochguts, um ihn an ihre Fahnen zu heften respektive für Spendensammlungen im Winterhilfswerk des Deutschen Reiches als "völkische Nahrung" zu vereinnahmen.

Vor allem im Mittelmeerraum, auf der Iberischen Halbinsel und in Osteuropa trifft man auf Eintöpfe, in denen Fisch und Fleisch friedlich nebeneinander schmurgeln. Auf Sardinien köcheln Miesmuscheln, Pancetta-Speck, Riesenbohnen, Sellerie, Pimentos in Rinderfond und Weißwein.

Und  Knoblauch, Rosmarin und Fenchel geben ihr Aroma dazu. Der portugiesische Ameljoas na cataplana gart Muscheln und Krebse in einer speziellen Form gemeinsam mit Schweinefleisch und Bauchspeck. Ohne Fisch kommt der Cozido aus (Blutwurst, Kartoffeln, Schweinsfüßchen, verschiedene Fleischsorten und Reis).

Der französische Gaumen liebt seinen Miesmuscheltopf mit Kartoffeln, Navetten, Artischocken und Erbsen. Estragon, Safran und Weißwein, schwarzer Pfeffer und Champagner heben ihn vollends in den Adelsstand.

Von Napoléon Bonaparte ist bekannt, dass er Huhn Marengo zum Fressen gerne hatte. Kreiert hatte es sein Feldkoch nach der gleichnamigen Schlacht aus gemopsten Zutaten (Huhn, Krebse, Champignons, frittierte Eier und Cognac aus Napoléons Feldvorrat). Einen ausgewiesenen Feinschmecker kann man den kleinen "großen Korsen" nicht nennen. Sich lange an der Tafel aufzuhalten hielt er für Zeitverschwendung. Im Exil auf St. Helena verzehrte er bevorzugt Linsensuppe - wie Alexandre Dumas später ausplauderte.

Tags: Aal, Aalsuppe, Eintopf

Mit der nächsten Mittwochssuppe geht es wasser-bezogen weiter: Clam Chowder - der Muscheltopf aus Neuengland - steht auf dem Speiseplan. Miesmuscheln, Bacon, Sellerie, Zwiebeln und .. - Damned delicious.  Reinschnuppern!

Wenn Sie die "Mittwochssuppe" gerne löffeln, teilen Sie diese doch mit Ihren Social Media Kontakten! Ich freue mich auch über Besuch auf www.missword.de.


Bilder Stocksnap.io
Brühe: Jan Vasek
Fische: Christina Sicol