Sonntag, 7. Februar 2016

Sonntagsthema: Führungskräfte mit Pappnas'?

Mitarbeiter führen – Wie geht das?


In amerikanischen Filmen, vorzugsweise unter der Beteiligung von Hugh Grant, wimmelt es von smarten Vorgesetzten, die mehr oder weniger dreist den Angestellten in das Dekolletee schauen oder diese – in der weiblichen Ausgabe – für Dienstbotengänge und Intrigen missbrauchen. Allerdings: Movie is bigger than life. Sonst würde ja niemand eine Kinokarte lösen wenn wir nur die reine Alltagswirklichkeit abgebildet bekämen.

Daher: Liebe Nicht-Führungskräfte – das ist nur im Kino so. Oder doch etwa nicht? Die Dunkelziffer zu Manipulation und Übergrifflichkeit im Berufsleben muss man sich hoch vorstellen. Immerhin geht es hier auch um Beziehungen, auch wenn diese einem Ehrenkodex folgen sollten. Grenzen ziehen - und diese auch respektieren - Kann man das selbstverständlich erwarten? Warum sollte es im Business anders sein als im wirklichen Leben? 

Die Zeit des rein autoritären Führens qua Macht bzw. Position sollte allerdings vorbei sein, oder? Mehr Softie-Führungskräfte braucht das Land, sagen die Ratgeber, die sich meterhoch in Buchhandlungen stapeln. „Wie führe ich Mitarbeitergespräche?“, „Traumziel Motivation!“, „Achtsamkeit lernen!“, "Warum ein Softie besser ankommt als ein Macho" oder „Das 1x1 des Umgangs mit den Dienstsklaven“. Verwirrend – Die einen predigen Wasser, die anderen Schampus: Das führt zu Stress – und dieser wiederum ist kein guter Ratgeber.

Chef zu werden und Chef sein sind allzu oft - ähnlich der Vaterrolle oder beim kindgemäßen „Doktorspiel“ - zwei Seiten einer Medaille. Vorgesetzte steigen nicht selten auf, weil sie sich als ehrgeizige Sach-Arbeiter und brillante Fachleute ausgezeichnet haben. Auf dem Weg zur Spitze versäumen sie, sich über Führungsqualitäten Gedanken zu machen. Da haben Sie dann den Salat. Pustekuchen. Macht dann keinen Spaß an der Spitze. Denn das Versäumnis schlägt Ihnen wie Gegenwind ins Gesicht. Frustrierte Mitarbeiter. Mangelnde Abteilungserfolge. Miese Abschlussquote. Fluktuation. Beschwerden. Mobbing. Unmut beim Vorstand. .. Und die Luft am Gipfel ist sehr dünn. Und aus heißer Luft wird Dampf ..

Die Führungskraft als Gutmensch?



Der amerikanische Autor Travis Bradberry hat einige Maximen für Führungsqualitäten zusammengestellt. Ich will sie Ihnen in ein wenig abgewandelter Form nicht vorenthalten, denn heute ist Karnevalssonntag und morgen Rosenmontag, da kann man sich schon mal närrisch geben.

Ein guter Vorgesetzter, der ganz oben angekommen ist, praktiziert:

  • ·      Güte, ohne Schwäche zu zeigen
  • ·      Stärke, ohne grob zu werden
  • ·      Positives Denken, ohne in Realitätsferne zu verfallen
  • ·      Vorbildhaftes Verhalten, ohne wie Johannes der Täufer im Büßerhemd zu gehen
  • ·      Mut, um für sein Team durch’s Zirkus-Feuerrad zu springen


Hilft Ihnen das weiter? Halt, hier fehlt doch was: Empathie!

Halte ich viel von, aber gerade wurde ich von einem Artikel in der „Wirtschaftswoche“ (Autorin Jenny Niederstadt) eines Besseren belehrt: Empathie im Führungsjob laugt aus! Ja, doof, wer will das schon sein? Aber es stimmt vermutlich: Sagt man nicht weiblichen Führungskräften nach, dass gerade Empathie ihnen einen Strick knotet? Empathie, sagt Niederstadt, korrumpiert, manipuliert, behindert, legt den Verstand lahm und grenzt aus. Kurz – Empathie ist ein schlechter Ratgeber * Empathie nervt, erzeugt Abwehr, isoliert. Alles gute Gründe, sie als Führungskraft nicht einzusetzen, oder?

Die Pein der täglichen Bad News


Vor der täglichen Flut schlechter Nachrichten gehen viele in den emotionalen Untergrund. Mit jeder Katastrophe weltweit mitzuleiden überfordert jeden. Aber was berührt uns wirklich? Ein Einzelschicksal, möglichst einer Person die uns nicht unähnlich ist, möglichst hierzulande, möglichst greifbar. Ein Igel, der es auf der A3 nicht rasch genug über die Fahrbahn schaffte. Nicht dass ich hier nicht auch traurig wäre, aber ..

Wie lässt sich dies auf die Führungsetage übertragen? – Vielleicht in der Erkenntnis, dass wir vor allem mit uns selbst achtsam umgehen sollten. Empathie ist löblich und sehr hilfreich, soweit sie nicht gleichzeitig den Verstand ausblendet. Der könnte sich dann allen logischen Sachargumenten verschließen und das ist wiederum – doof. Für Führungskräfte ganz besonders.


"Himmel - Was ist das denn heute für ein Sonntagsthema?", werden Sie sich fragen und beschließen mich künftig zu meiden. Tun Sie’s nicht! Nachsicht! Hier im Rheinland befinde ich mich gerade in der fünften Jahreszeit, in der es Kamelle regnet und angejahrte Herren in quietsch-bunten Reserveoffiziers-Uniformen in die Bütt steigen, um Dampf abzulassen. Einem schwer zu greifenden nebulösen Ausnahmezustand zwischen Hoffen und Bangen, dass der Frohsinn bald ein Ende haben möge. Für den Rest der Republik schier unvorstellbar, ich weiß.

Helau. Alaaf oder was sonst noch in diesen Tagen gerufen wird.

Beim nächsten Sonntagsthema hab ich keine Pappnas mehr auf. Wahrscheinlich .. 



Bildmaterial: 
Foto Rodeo, Stocksnap, Tanja Brewes
Foto Berggipfel, Stocksnap, Sven Scheuermann
Foto Bubble Gums, Stocksnap, HAYSTACK



* http://www.wiwo.de/erfolg/trends/empathie-die-zehn-nachteile-des-mitgefuehls/12858976-all.html

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