Mittwoch, 23. März 2016

Mittwochssuppe: Gründonnerstagssuppe aus Petersilie, Mandeln und Granatapfelkernen

Heute ist Mittwoch, heute gibt's Suppe!


Grün ist die Hoffnung!
.. oder auch morgen. Denn am Gründonnerstag isst der wahre Christenmensch Grünes - in Hessen Pellkartoffeln und Eier mit "Frankfurter grüner Soße". Bereits Mama Goethe bereitete sie nach traditionellem Hausrezept aus mindestens 7 verschiedenen frischen Kräutern zu und der Geheime Rat verlangte diese auch zeit seines Lebens am Weimarer Frauenplan von seinem "Bettschatz" Christiane. 

Im Schwäbischen verzehrt man Laubfrösche (eine Art Spinatravioli) oder mit Fleischbrät und grünen Erbsen gefüllte Maultaschen (sog. "Herrgotts-Bescheißerle"). Das gut versteckte Fleisch hielt auch einem strengen Blick am Karfreitag stand. Dass es im Norden Grünkohl sein muss, ist eh klar. Im Elsass schmaust man Grüne Pfannkuchen (mit viel Schnittlauch und Brennesseln) und in Sachsen einen Salat aus grünen Rüben. 


Wir kochen morgen ganz in dieser Tradition eine vegetarische Suppe aus Petersilienwurzeln samt frischem Grün, die so simpel wie raffiniert ist und mit Mandeln und Granatäpfeln zu einer besonderen Pikanterie wird. Sie ist ein feiner, schlanker Einstieg in die Ostertage, die ja bekanntlich viel Süßes und Schokoladiges im Nest haben.

Gründonnerstagssuppe rot-grün*


Wir benötigen:

2 Schalotten, 400 g frische Petersilienwurzeln, etwas frische Minze, Mandelblättchen, 20 Stiele glatte Petersilie, 1 Granatapfel, 1 Bio-Zitrone, 40 g Butter, 800 ml Gemüsefond, 100 ml trockenen Weißwein, Steinsalz, Pfeffer, Muskat, 1 TL Meerrettichsenf, 200 ml Schlagsahne

Und so geht's:
Granatapfel - die Frucht der Aphrodite

1 Gewürfelte Schalotten in erhitzter Butter glasig dünsten. Vorbereitete Petersilienwurzeln (geschält, in Stücke geschnitten) zwei Minuten mitdünsten, mit Weißwein ablöschen und mit Fond angießen. Salzen, pfeffern, ca. 15-20 Minuten moderat gar kochen.

2 Mandelblättchen goldbraun rösten, aus dem Granatapfel die Kerne herauslösen, Petersilienblätter abzupfen und grob schneiden. 

3 Sahne zur Suppe gießen, zusammen mit der Petersilie und Minze in einem Mixer fein pürieren, bis sich die schöne grüne Farbe herausgebildet hat. Zurück im Topf nochmals aufkochen und Steinsalz, frischem Pfeffer, Senf, Muskat, Zitronensaft und Bio-Zitronenabrieb abschmecken. Wer's mag, gibt zwei Safranfäden dazu.

4 Suppe in vorgewärmte tiefe Teller gießen, mit Mandelblättchen und Granatapfelkernen bestreuen, mit einzelnen Petersilienblättchen dekorieren. Löffel sofort hineintauchen! Mmh!

Was die Großmutter noch wusste:

Petersilie gilt als ein Tausendsassa, was den Vitamin- und Mineralstoffgehalt betrifft. Auch ätherische Öle besitzt er reichlich. Im Mittelalter galt das grasgrüne, fein- oder grobblättrige Kraut als Aphrodisiakum und gegen Syphilis sollte es auch gleich gut sein. Anerkannt ist bis heute die mildernde und entgiftende Wirkung des Peterleins bei Magen- und Darmbeschwerden und bei Fieber. Als Sud äußerlich angewendet vertreibt es Sommersprossen, falls gewünscht :-)


Immergrüne Legenden - Der Mensch braucht Storytelling!



Ostern - Großkampftag für Legehennen!
Die ersten frischen Frühlingskräuter sammelte man seit dem frühen Mittelalter am Gründonnerstag, um sich Gesundheit für das folgende Jahr zu holen. Auch Eier, die an diesem Tag gelegt werden, sollen eine besondere Heilkraft besitzen. Kommt daher der Eiersegen an den Ostertagen? Das Eierfärben hat es offenbar schon vor 60.000 Jahren  in Afrika gegeben und gefärbte Straußeneier finden sich auch als Grabbeigaben bei den Sumerern und Alten Ägyptern. Den Christen gilt das Ei als Symbol für die Auferstehung und auf Marienbildern weist es ikonographisch auf die Jungfrauen-Geburt hin.

Und bei unseren Nachbarn in Austria bietet der Wochenmarkt vor dem Gründonnerstag alle Zutaten für die "Neun-Kräuter-Suppe" auf ("Ach, du grüne Neune!") - Brennessel, Gundermann, Löwenzahnblätter, Sauerampfer, Spitzwegerich, Veilchenblüten, Huflattich, Gänseblümchenrosetten, Brunnenkresse. Wem die eine oder andere Zutat zu exotisch ist, greift zu den bekannten Klassikern Dill, Borretsch, Kerbel, Petersilie, Pimpinelle, Minze, Schnittlauch, Pefferbasilikum und Zitronenmelisse.

Der Begriff Gründonnerstag hat allerdings kaum etwas mit der Farbe Grün zu tun (allenfalls mit der Hoffnung auf ein paradiesisches Jenseits, die das letzte Abendmahl Christi symbolisiert). Vielmehr fußt er auf dem altdeutschen "greinen" (Weinen) - weil an diesem Tag in der Alten Kirche die reuigen Büßer wieder in die Gemeinschaft der Gläubigen aufgenommen wurden. 

Aber vor der Reue kommt ja bekanntlich erst das Sündigen - viel Genuss und Freude an Ostern!


* Originalrezept in "Essen & Trinken" 2/2013

Bilder
Foto Grün: Stocksnap, Andrew Ruiz
Foto Eier: Stocksnap, Krzysztof Puszczynski
Foto Granatapfel: Thinkstock


Tags: Gründonnerstag, Grüne Soße, Kräuter, Petersilienwurzel, Ostereier

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